Von der Affäre zur Partnerin: Erfahrungen?
Lange bin ich stille Mitleserin im Forum gewesen, heute habe ich mich registriert. In letzter Zeit häufen sich – so mein subjektiver Eindruck – Threads von Personen, die Affären zu verheirateten Männern und Frauen unterhalten. Der Vergebene trennt sich nicht, die Affäre wartet, oft wird geraten, einen Schlussstrich zu ziehen..
Bisher habe ich noch nichts von Affären gelesen, die sich zu "richtigen" Beziehungen entwickelt haben. Ist das tatsächlich so selten, oder woran liegts?
Ich war 1,5 Jahre die Affäre eines vergebenen Mannes. Zum Glück war er nicht verheiratet, Kinder gab es keine – nicht, dass es nicht trotzdem schwer genug gewesen wäre.. Seit etwa einem Jahr ist er von seiner damaligen Partnerin endgültig getrennt und führt eine Beziehung mit mir. Wir sind recht schnell zusammengezogen, bauen uns ein gemeinsames Leben auf.. und ich bin glücklicher, als ich es mir je erträumt hätte.
Am Anfang unserer offiziellen Beziehung war es für mich sehr schwierig, oft wird man auch von außen mit Vorurteilen und Meinungen konfrontiert, die einem das Leben nicht unbedingt erleichtern. Ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen – ich hatte ja eine Beziehung zerstört. Auf der anderen Seite fragte ich mich.. kann jemand von außen so leicht in eine GUT FUNKTIONIERENDE Beziehung eindringen, oder war diese mehr oder weniger schon gelaufen, bevor ich kam?
Auch hat man mich immer wieder gefragt "Wie kannst du mit ihm zusammensein, obwohl du doch weißt, zu was er fähig ist?". Darauf habe ich bis heute keine Antwort. Ich weiß nur, dass ich es kann. Ohne Grübeln, ohne Angst, ohne Zweifel. Die Art, wie er mit seiner damaligen Partnerin umgegangen ist, war nicht korrekt – er sieht das auch selbst so. Wir haben von Anfang an offen miteinander gesprochen, auch über Ängste, Misstrauen und ähnliches. Die Probleme ausdiskutiert, die Missverständnisse aufgeklärt.. und ich hab den Eindruck, das klappt so ganz prächtig.
Wenn er sich in eine andere verliebt – und ich bin der Meinung, das KANN passieren, man hat für nichts ne Garantie – dann würden wir ehrlich zueinander sein.
Wenn er mit einer anderen schlafen will, nur zu, Gummi drauf und viel Spaß. Diese Freiheiten haben wir beide und das ist das, was ich auch immer in einer Beziehung wollte – nicht, dass jetzt jemand denkt, ich erlaube ihm das mal präventiv, um nicht "betrogen" zu werden.
Freundeskreis und Familie (jedenfalls der relevante Teil dieser) weiß über unsere Vorgeschichte bescheid, von ihnen verurteilt uns niemand.
Das einzige, was mich noch hin und wieder belastet, ist das schlechte Gewissen, das er seiner Ex gegenüber hat. Er ist nicht glücklich damit, wie alles gelaufen ist – und in manchen Situationen holt ihn das schlechte Gewissen wieder ein, aber auch darüber können wir miteinander reden.
Gibt es hier im Forum auch andere, die von der Affäre zum festen Partner wurden?
Wie ergeht es euch damit? Habt ihr mit schlechtem Gewissen, Misstrauen oder Vorurteilen zu kämpfen, und wenn ja, wie geht ihr damit um? Weiß euer Umfeld bescheid, wie hat es reagiert?
Ich würde mich über Erfahrungen von und Austausch mit anderen "Betroffenen" freuen
PS: Erhobene Zeigefinger muss ich hier nicht unbedingt haben – ich bin auch nicht stolz auf die Vorgeschichte meiner Beziehung und hätte rückwirkend gern einiges anders gemacht. Wer es sich dennoch nicht verkneifen kann, den bitte ich zumindest, auf Beleidigungen zu verzichten