Drehe mich im Kreis
Liebes Forum,
heute ist der Tag gekommen, an dem ich meine Probleme ins Internet werfe, weil ich mir anders nicht mehr zu helfen weiß. Ich kann nirgends hin, mit niemandem reden, weil alle entweder ihren eigenen Probleme haben oder sich nicht interessieren. Oder aber es fehlt die Zeit, für den Arzt, Therapeuten etc. Ich versuche die verworrene Situation mal kurz und knackig zu umreißen und entschuldige mich im Vorfeld für eventuelle Ausraster.
Meine Person: Mitte zwanzig, Azubi, wohne mit meinem Partner und einer Katze zusammen, leide unter Depressionen und anderen Schrägheiten, seit ich denken kann
Die Arbeit: Vor etwa anderthalb Jahren habe ich auf Wunsch meines Partners nochmal eine Ausbildung angefangen. Inzwischen zähle ich allerdings die Arbeitstage bis zur Abschlussprüfung im Mai. (Es sind übrigens ca. 145.) Danach werde ich keinen Fuß mehr dorthin setzen. Die Hälfte der Kollegen ist freundlich, die andere löst in mir akute Gewaltphantasien aus. Ich werde beschimpft, angeschrien, einmal auch sexuell Belästigt und darf eigentlich nur die hinterletzten Drecksarbeiten machen. Lerneffekt ist gleich null. Meine Chefin übt zusätzlich Druck auf mich aus, weil ich mehr und bessere Leistungen bringen soll, obwohl es mir die meiste Zeit aufgrund meines Ausbildungsstandes und der mir zugeteilten Tätigkeiten einfach nicht möglich ist, etwas zu leisten. Dazu arbeite ich schwer körperlich, habe eine 42-Stunden-Woche (selten mehr). Als Gegenleistung bekomme ich keine Anerkennung oder eine angemessene Bezahlung, sondern höllische Schmerzen, Verletzungen und Übermüdung. Alles in allem nichts, was die Motivation morgens das Bett zu verlassen fördert.
Mein Parnter: Ist Anfang 30, ITler und an sich ein sehr lieber Mensch. Allerdings habe ich das Gefühl, dass unsere Beziehung nirgendwo hin führt. Er lebt in den Tag hinein, geht feiern, trifft Freunde und will seit anderthalb Jahren von Heiraten und Familie gründen so gar nichts mehr wissen. Irgendwann später mal. Irgendwann. Nicht jetzt. Erwachsen werden und Familie ist so spießig, er will lieber noch seine "jugend genießen". Das Problem ist, dass ich ihn wirklich wirklich gerne geheiratet hätte. Seit er so scheiße ist natürlich nicht mehr. Aber an sich halt. Ich möchte überhaupt endlich mal einen Partner haben, der mich genug liebt um sich an mich zu binden und der mit mir Kinder will. Dachte er wär's. Aber naja.
Die Depression: habe ich eigentlich schon, seit ich denken kann. Ich war ein sehr verschlossenes Kind, hatte keine Freunde, habe mich fast täglich in den Schlaf geweint. Später kam dann noch massives Mobbing in der Schule dazu. Meine Mutter ist eine von diesen Vorstadtmutteralkohlikerinnen, die mittags schon mit Wein anfangen und den ganzen Tag sich dezent besaufen. Vielleicht bekommt sie einen eigenen Punkt, mal sehen. Es hat also eigentlich niemanden interessiert, wie ich mich fühle. Noch nie.
Als ich eine Ausbildung anfing und auszog wurde es besser, ich war glücklich mit meine Partner, wir haben Zukunft geplant usw. Nach einem halben Jahr ging dann aber die Firma langsam den Bach unter und die Mobbingprobleme fingen wieder an. Dadurch wurden die Depressionen schlimmer und schlimmer, ich wurde immer "labbriger", meldete mich öfter Krank, was natürlich das Mobbing wieder verschlimmerte... bis ich irgendwann morgens einfach beschloss, das Bett nicht zu verlassen. Seitdem bin ich in Behandlung, beim Therapeuten, war einen Monat auf Kur, was aber überhaupt nichts gebracht hat, jetzt ein neuer Therapeut der selten Zeit hat. Citalopram hatte bei mir leider ziemlich heftige Nebenwirkungen, habe Amitryptilin 25mg jetzt, aber nehme sie nicht, weil ich davon so unsagbar müde werde, dass ich nichts mehr auf die Reihe bekomme. Ich würde gern etwas einnehmen, aber ich komme a. bei meinen scheiß Arbeitszeiten nie zum Arzt und b. kann ich mir im moment keine Nebenwirkungen erlauben.
Soviel also dazu.
Ich versuche nochmal kurz das zusammen zu fassen, was mich im Moment so fertig macht.
Seit einem Jahr versuche ich mich von meinem Freund zu trennen, weil wir auf keinen grünen Zweig kommen und nur noch nebeneinander herleben. Er sieht das aber anders. Ich bringe es aber nicht übers Herz, einen kalten Schnitt zu ziehen, weil ich ihn als Person sehr lieb habe und den Gedanken (zack, fang ich beim Schreiben an zu heulen) nicht ertragen kann ihm weh zu tun. Dazu kommt, dass ich selber nie gut damit umgehen konnte, wenn sich ein Partner von mir getrennt hat und auch nicht wirklich weiß wie es geht, wenn man sich nicht schon bis aufs Blut hasst. Zu guter letzt wohnen wir zusammen + katze und ich kann nirgends hinflüchten, wenn die Trennung scheiße enden sollte.
Mein Job macht mich körperlich und psychisch fertig, ich gehe eigentlich nur noch hin, weil mein Freund es sich gewünscht hat und mir im Moment wenig anderes übrig bleibt. Und abgeschlossene Ausbildung lohnt, jaja, blabla...
Für Arztbesuche habe ich eigentlich nie Zeit und mein Therapeut hat auch nur alle 3-6 Wochen mal einen Termin für mich, wo wir über belanglosen Müll reden der mich nicht weiterbringt. Deshalb bekomme ich im Moment auch keine neuen Medikamente, nehme also gar keine, obwohl ich liebend gern würde.
Die einzigen beiden Möglichkeiten die ich im Moment sehe sind, irgendwie durchzuhalten und mich bis Mai noch zu quälen, und dann, wenn das mit dem Job durch ist meinen Partner vor vollendete Tatsachen zu stellen, was aber ohne Hilfe und Medikamente ordentlich nach hinten losgehen könnte... in Form von Nervenzusammenbruch, Hysterie, Gewaltausbrüche... sowas eben...
Oder, ich raste komplett aus, packe einen Koffer, schreibe ne Kündigung, sage ihm, dass ich nicht mehr kann und es mir Leid tut und verpisse mich zu meiner 700 km entfernten Freundin, bis mir was einfällt.
Jeh nach Stimmungslage schwanke ich stark zwischen dieses beiden Möglichkeiten. Also "Ich krieg das schon irgendwie hin" und "Ach scheiß drauf, ich hau ab".
So. Es hat schonmal gut getan das alles rauszulassen. Vielleicht weiß ja jemand einen Rat für mich.