Im Bus geoutet: Borderline
Gestern im Bus: Ein nett aussehender junger Mann sitzt neben mir.
Er liest. Ich auch.
Nach etwa 20 Minuten fragt er mich, ob ich denn wisse, wie spät es ist. Ich sage es ihm und wundere mich ein wenig, weil ich davon ausgehe, dass Leute meistens wissen, wann sie in einen Bus steigen. Offenbar ein Irrtum.
Er fragt nach dem Titel des Buches. Ich zeige ihm das Buch (eine Celan-Biografie).
Er schaut wie gebannt auf das Buch, lange, sehr lange. Ich gebe es ihm.
Er sagt "Danke!" und fasst es behutsam, blättert darin, bleibt an einigen Stllen hängen, liest, blättert.
Ich frage ihn, ob er Celan kennt. Er bejaht.
Dann.. ihm fließen Tränen über das Gesicht.
Der Bus nähert sich der nächsten Haltestelle, er sagt mit sehr leiser Stimme: "Ich habe Borderline" und stürzt aus dem Bus.
Er war vielleicht 25-26 Jahre alt..
Das Ganze geht mir nicht aus dem Kopf.
Er machte so einen sehr feinfühligen Eindruck auf mich. Ein sensibler Mensch. Achtsam.
Sein letzter Satz, so hilflos. Er sprach ihn und ...
Ich hätte mich gern mit ihm unterhalten, auch über das, was ihn bedrückt. Auch über Borderline.
Er hat es so ausgesprochen, als sei das etwas, was man verstecken müsste.
Schade eigentlich.
Haben hier Andere Erfahrungen mit Leuten, die an Borderline leiden?