Notarzteinsatz selbst bezahlen?
Es ist ja so, dass wenn man wegen Alkoholvergiftung oder Drogenüberdosis etc. den Notarzt rufen muss, der Betroffene den Einsatz selbst bezahlen muss.
Mich würde mal eure Meinung dazu interessieren. Im ersten Moment denkt man sich (oder ich mir zumindest) ja – naja, selbst verschuldet, wer so dumm ist, etc., das soll der jenige auch selbst bezahlen und dafür gradestehen.
Eine Freundin meines Bruders hat diese Regelung allerdings vor vier Tagen fast(?) das Leben gekostet. 19 Jahre alt, gerade zu Hause ausgezogen, in der neuen Wohnung Party gefeiert, getrunken und Drogen konsumiert... und dann war sie irgendwann kaum noch und schließlich gar nicht mehr ansprechbar. Da man im Freundeskreis bereits die Erfahrung gemacht hatte von wegen bei Alkvergiftung Notarzt gerufen und 900 Euro zahlen müssen haben die anwesenden Freunde zu lange gezögert. So lange sie noch ein bisschen was von sich gegeben hat, muss sie wohl auch darauf bestanden haben, dass in keinem Fall ein Arzt gerufen wird, aus Angst vor der Geldstrafe (als Schülerin hat man nun mal nicht einfach so viel Geld, d.h. sie müsste die Eltern anpumpen, die würden dann alles in jedem Fall mitbekommen, etc.).
Was dann kam war ein Krampfanfall mit anschließendem Atemstillstand. Das Mädel liegt bis heute im Koma, das Gehirn hatte zu lange Sauerstoffmangel und es ist nicht klar, ob sie je wieder aufwacht und wenn ja, ob sie schwerstbehindert sein wird – die Chancen dafür stehen nicht schlecht.
Ich finde es schlimm, dass durch eine solche Regelung mit Menschenleben gespielt wird. Gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommt es ja am häufigsten zu Noteinsätzen aus solchen Gründen, und gleichzeitig sind es gerade diese Personen, die dann vielleicht aus Angst zu lange zögern, den Arzt zu rufen.
Natürlich ruft jeder sofort, rein logisch betrachtet, "ein Leben ist mehr wert als Geld, ruf bloß den Arzt" – aber wenn man als junger Mensch so eine riesige Geldsumme vor Augen hat und noch dazu vielleicht die Angst, dass die Eltern dadurch was mitkriegen was sie sonst nicht mitkriegen würden, ist es schnell passiert, dass man ein paar lebenswichtige Minuten zu lange überlegt.
Mal abgesehen davon – mein Bruder hat sich mal das Bein gebrochen, weil er wegen einer dämlichen Mutprobe von einer Mauer gesprungen ist (mit 16!). Ein anderer Mensch hat vielleicht einen Unfall, weil er betrunken Auto gefahren und im Graben gelandet ist. Diese Leute haben ihr Unglück doch auch selbst verschuldet und werden nicht zur Kasse gebeten.
Oder was ist mit Suizidversuchen? Ich wüsste nicht, dass man zahlen muss, wenn man mit aufgeschnittenen Armen in der Badewanne gefunden wird.
Was soll der Unsinn also?
Ich finde es krass, dass es diese Regelung gibt und dass wegen einer solchen mal wieder typischen Drückebergerei der Kassen Leute sterben müssen.
Hat jemand anderes hier schonmal was ähnliches erlebt oder wie steht ihr zu dem Thema?